So findest du deine Berufung

Äusserst viele Menschen machen sich äusserst viele Gedanken darüber, was ihre Berufung sein könnte. Der Druck, der dabei entsteht, führt oft zu Blockaden. Es ist ein Thema, das mir häufig in meiner Praxis begegnet. Oft handelt es sich dabei um junge Menschen anfangs 20, aber manchmal sind es auch Personen über 50, die spüren, dass da noch was kommen muss oder dass der Beruf sie nicht befriedigt.

 

Ich verstehe das. Es ging mir auch so. Als Primarlehrerin habe ich zwar einen wunderbaren Beruf gelernt, aber etwas hat einfach gefehlt. Ich war noch nicht am Ziel. (Ich bin es natürlich auch heute noch nicht. Der Weg ist ja bekanntlich das Ziel...). Aber ich bin auf dem richtigen Weg. Es fühlt sich gut an. Damals hat es mir Angst gemacht und heute freue ich mich auf das, was noch kommt. Denn die Themen und die Menschen, mit denen ich mich umgebe, passen immer noch besser zu mir. Und das erfüllt mich… Manchmal braucht es wirklich Mut, neue Wege zu gehen, die vielleicht unkonventionell scheinen. Meine Berufswahl war in dem Moment richtig und hat mich meinem Ziel, Menschen zu berühren und zu unterstützen, einen Schritt näher gebracht. Jedoch habe ich Ethik einfach immer lieber unterrichtet als Mathematik… Und im Übrigen muss die Berufung nicht unbedingt der Beruf sein!

 

Kürzlich bin ich über die wunderbaren Worte von Rebecca Campbell gestolpert: „Wir entdecken unsere Seelenberufung nicht, wir decken sie auf. Indem wir der Spur der Dinge folgen, die uns zum Leuchten bringen. Und dann gehen wir ganz in ihnen auf.“ Und genau so ist es. Die Freude ist der Weg. Mach was dir Freude macht. Was lässt dich die Zeit vergessen? Dein Körper ist dein Kompass. Tief in dir drin spürst du immer ein Ja oder ein Nein. Ein Nein fühlt sich eng und bedrückend an, ein Ja leicht, weit und öffnend. Vielleicht ist es auch mit Aufregung oder Vorfreude verbunden. Wenn wir immer nach der Berufung suchen, verpassen wir die Zeichen, die uns den Weg weisen. Wir suchen bereits nach dem Ziel und übersehen dabei die Wegweiser.

 

Dein Ziel ist wie eine Perlenkette. Auf dem Weg liest du jede Perle auf und ziehst sie auf dem roten Faden deiner Lebensschnur auf. Schritt für Schritt. Und rückblickend macht jede Perle auf deiner Perlenkette Sinn. Jede Perle hat dich zur nächsten Perle, zum nächsten wichtigen Ereignis geführt. Und am Ende entsteht ein Ganzes, eine Perlenkette. Man muss das Ziel nicht kennen. Manchmal sieht man auf dem Weg nur bis zur nächsten Kurve. Aber das eine führt zum andern. Wenn auf dem Weg „Fehler“, Misserfolge oder vermeintlich falsche Entscheidungen getroffen werden, dann denk dran, dass auch diese sehr wichtig sind. Denn oft ermöglicht ein Irrtum es erst, die nächsten richtigen Dinge zu tun. Auch das sind Wegweiser.

 

In dir drin gibt es eine Instanz – nenne es Seele, Unterbewusstsein, Intuition oder Bauchgefühl – die den Weg kennt und die täglich zu dir spricht. Wichtig ist, dass du darauf hörst. Dazu gehört, dass du regelmässig inne hältst und zuhörst. Das geht nur, wenn du ganz still wirst. Meditation oder Hypnose sind dafür besonders gut geeignet, weil in dem Moment dein Unterbewusstsein in den Vordergrund tritt. Dann bist du deinen Gefühlen, deiner inneren Weisheit, ganz nah und mit deinem Selbst besser verbunden als im Lärm des Alltags. Und wenn du auf die täglichen kleinen Rufe deiner Seele hörst, wird dir irgendwann deine Berufung enthüllt. Vertraue darauf, dass diese Instanz in dir drin den Weg kennt.

 

Unternimm einfach den ersten Schritt in Richtung Freude. Welchen Schritt in diese Richtung kannst du schon heute dafür unternehmen?

 

Folgende acht Fragen können dich dabei unterstützen:

 

-          Was würde mir Spass machen?

-          Wobei vergesse ich die Zeit?

-          Welche Personen sind meine Vorbilder?

-          Was würde ich tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde?

-          Was würde ich tun, wenn ich wüsste, dass ich nicht scheitern könnte?

-          Was würde ich tun, wenn es egal wäre, was alle anderen denken?

-          Welcher Tätigkeit würde ich nachgehen, auch wenn ich dafür nicht bezahlt würde?

-          Was würde ich tun, wenn ich davor keine Angst hätte?

 

Ich bin überzeugt: So wie aus einem Mohnblumensamen kein Lavendel und aus einem Sonnenblumensamen keine Rose entstehen kann, so können auch wir uns nur zu dem entwickeln (ent-wickeln), was uns bestimmt ist. Vertraue darauf.

 

> Lies dazu auch den Blog „Dein Körper ist dein Kompass“